Der Wilhelm

– tageweise unsortiertes –

„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“

Søren Kierkegaard



  • Die Natur des Menschen


    Guten Morgen zum Wochenanfang!

    Schon vor einiger Zeit las ich in einem Buch einen kurzen Dialog, der seither als Inhalt eines Virtuellen Post-It’s meinen Desktop ziert:

    (aus „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten (Wayfarer 1)“ von Becky Chambers)

    Weil sein Inhalt einfach stimmt, in vielfacher Beziehung – und weil es mir wichtig ist, dass ich mir das auch gelegentlich mal wieder ins Gedächtnis rufe.
    Sowohl im Bezug auf die grossen und kleinen Krisen in der Welt, die allesamt Mensch-gemacht sind, als auch im kleinen bei den alltäglichen Streitigkeiten, die mir gelegentlich (meist in meiner virtuellen Welt) begegnen – ohne, dass ich dabei jetzt mit dem Finger auf irgend jemanden zeigen müsste.
    Beispiele dafür kennt wohl jeder von uns zur Genüge…

    Und schliesslich zeigt sich dabei doch auch immer wieder das gleiche:
    Mit ausgefahrenen Ellenbogen wird auf der eigenen Meinung beharrt oder auf vermeintliches Recht oder Besitz gepocht und dafür längst tot geglaubte Argumente bemüht, die jeglichen Kompromiss unmöglich machen – aber zugehört wird nicht, geschweige denn, der Versuch unternommen, die Gegenseite zu verstehen und auf deren Sichtweise einzugehen…
    Hauptsache, man selbst – und dabei schliesse ich mich gar nicht aus – geht als Sieger vom Platz.
    Und wenn nicht, dann spielt man halt die beleidigte Leberwurst, weil alle Welt einen missversteht….

    Aber so sind wir nun mal, wir Menschen…
    Und daran wird sich wohl auch nichts ändern, wenn wir nicht allesamt mal ein paar Zacken zurückschalten und etwas sanfter miteinander umzugehen lernen – ohne gleich aufzubrausen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir es gerne hätten…

    -_-_-_-

    Wobei ich zugebe, dass der Begriff A….loch in diesem Zusammenhang auch etwas abwertend und deftig erscheinen mag – und sich eventuell auch mit anderen Wörtern ersetzen liesse.
    Open-Thesosaurus bietet dazu eine reiche Auswahl an Synonymen, wenn auch keins wirklich freundlicher….und als Oberbegriff besser für derartige Ignoranz geeignet.
    Lassen wir es also dabei…


    In diesem Sinne:
    Habt eine angenehme, entspannte und möglichst A….loch-freie Woche und bleibt gesund und behütet!
    Wir lesen uns :bye:

    Euer Wilhelm,

    der das jetzt einfach mal loswerden wollte…..


    -42-

  • Now & Then


    Guten Morgen kurz vor dem Wochenende!

    Kaum zu glauben, aber wahr:

    Da gibt es doch – gerade frisch erschienen – ein niegelnagelneues Lied von den Beatles, über fünfzig Jahre nach dem offiziellen Ende der Band, über 40 Jahre nach dem Tod von John Lennon und mehr als zwanzig Jahre nach dem Tode von George Harrison – eingespielt von Ringo Star und Paul McCartney unter Zuhilfenahme alter Bänder mit der Stimme von John Lennon und des Gitarrenspieles von George Harrison:

    The Beatles – Now & Then

    Unzweifelhaft ein Meisterwerk der Tontechnikerkunst, das ohne die Anwendung künstlicher Intelligenz nicht möglich gewesen wäre, wie man gestern einem zugehörigen Promotion-Beitrag entnehmen konnte.

    Nun ja.

    Wobei ich an dieser Stelle gleich aus mehreren Gründen Zweifel habe.
    Nicht nur, weil mir bei diesem Werk fast alles fehlt, was für mich einen guten Beatles-Song ausmacht, sondern weil es bei aller Hochachtung für das gelungene Werk des Tonmeisters doch nichts anderes ist als ein Fake, dem jede Authentizität fehlt, ähnlich wie wir es schon von vielen Fake-Fotos kennen, die allenthalben die Runde durchs Netz machen.
    Denn es wird sicher Gründe gehabt haben, warum dieser Titel nicht schon zu Lebzeiten von John Lennon erschienen ist, dessen Stimme nun posthum bei dieser Aufnahme nochmal ausgeschlachtet wird, um damit eine Sensation zu zimmern, die peinlicher nicht sein könnte und vermutlich vor allem kommerziellen Zwecken dient…
    Und wie man hört, gilt ähnliches auch für die Gitarrenton des George Harrisson, die man wohl aus Aufnahmen heraus destilliert hat, die mit diesem aktuellen Titel überhaupt nichts zu tun hatten.

    Deshalb weis ich auch nicht, ob man den beiden nun wirklich einen Gefallen damit tut, dass man sie als KI-generierte Zombis aus dem Grab zerrt und nochmal mitspielen lässt – auch wenn sich damit mal wieder zeigt, was mit moderner Computertechnik so alles möglich ist.

    -_-_-_-

    Aber so faszinierend das vom rein technischen Standpunkt aus auch sein mag:
    Zusammen mit anderen Beispielen zeigt es auch mal wieder, dass sich damit die Grenzen der Realität mehr und mehr verwischen, der wir im Netz begegnen:

    Wobei dieser Obama-Deep-Fake ja noch harmlos (und wohl auch von ihm selbst autorisiert) ist, an dem sich die weiteren Möglichkeiten dieser Technik zeigen, mit der sich ohne weiteres auch die grössten Tabus brechen liessen:

    Was wäre denn, wenn auf die Art jemand die grössten Verbrecher wieder auferstehen liesse – Adolf den Allerletzen beispielsweise – und ihnen dabei Worte und Inhalte unterschiebt, die sie nie gesagt haben?
    Oder, wenn jemand die gerade hoch gelobte Ansprache des Herrn Habek zum Palästinakonflikt so umfrickelt, dass der zum übelsten Rassisten und Kriegshetzer wird?

    Die technischen Möglichkeiten dafür sind ja da, es fehlt eigentlich nur noch jemand, der sich die Mühe macht…

    Und dagegen dürfte auch wenig helfen, dass die EU, die USA und noch einige Staaten mehr (aber weder China noch Russland) beginnen, sich nun endlich Gedanken über das Thema einer wirksamen Regulierung künstlicher Intelligenz zu machen, für die es unzweifelhaft zwar auch einige sehr sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten gibt, aber nebenher eben auch Möglichkeiten, die jetzt schon weit über das hinausgehen, was die Beispiele an Fakes und Deep-Fakes zeigen, die wir jetzt schon allenthalben finden. Der Fantasie sind dabei jedenfalls kaum noch Grenzen gesetzt…. auch nicht auf anderen Gebieten, wie etwa der Forschung

    Womit unser Leben in Zukunft wohl keinesfalls einfacher wird, weil es immer wichtiger wird Informationen aller Art auch auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen – und man immer weniger glauben kann, dass alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

    -_-_-_-

    Doch nochmal zurück zu denn Beatles und deren neu erschienenen Titel, bei dem im Grunde ja nichts anders passiert ist, als das zu nutzen, was an technischen Möglichkeiten ohnehin vorhanden ist – ähnlich, wie manche es von uns es ja auch schon machen, wenn sie die Möglichkeiten der Bildbearbeitungen nutzen, um KI-unterstützt störendes Beiwerk wie Grashalme oder Schilder oder gar ganze Personengruppen ganz einfach auszuradieren, die den Gesamteindruck ihres Bildes stören könnten – oder schlimmer: etwas hinzufügen und perfekt einbinden, was vorher gar nicht da war….

    Meistens harmlos, aber dennoch ein Fake, was nachher dabei rauskommt.

    Und so fängts an, dass selbst im Kleinen schon die Realität manipuliert und zurecht gebogen wird. Insofern verwundert mich auch nicht, dass auch im Grossen immer weniger davor zurückgeschreckt wird, wenns dem Kommerz oder schlimmerem Zielen dient..
    Dafür ist dieser Beatles-Titel ein richtig gutes Beispiel.


    In diesem Sinne:
    Habt ein feines Wochenende mit geschärftem Blick und bleibt gesund und behütet!
    Wir lesen uns :bye:

    Euer Wilhelm,

    der handgemachte Musik allemal bevorzugt….


    -41-

  • Stellung beziehen?


    Guten Morgen in die Runde!

    Mal ganz ehrlich:

    Was ist verwerflicher: palästinensische Terroristen, die israelische Dörfer angreifen und dabei ein Massaker anrichten – oder israelische Racheakte, bei der ohne Rücksichtnahme auf wehrlose Zivilisten dringend notwendige palästinensische Infrastruktur und Flüchtlingslager zerstört werden – mit hunderten von Toten und Verletzten als „hinzunehmendem Kollateralschaden“, nur um eine Handvoll Terroristen unschädlich zu machen?

    Vorher <-> Nachher – Nur einer von vielen schockierenden Vergleichen aus dem Gaza-Streifen, die sich inzwischen im Netz finden.

    Für mich ist das eine Frage, die ich nicht zu entscheiden vermag, denn schlimmer könnte kaum noch sein, was israelisches Militär und die Terror-Kämpfer der Hamas in trauter Zweisamkeit jetzt seit Wochen in Palästina anrichten. Dabei neuen Hass schürend, der auf Jahrzehnte hinaus einen ernsthaften Friedensprozess in der Region unmöglich machen wird.

    Und so mag ich auch niemandem beipflichten, der nun meint, die eine oder die andere Seite unterstützen zu müssen und dabei die Gegenseite verteufelt. Weder denen, die sich nun fest an die Seite Israels stellen und gleich die Keule des „verwerflichen Antisemitismus“ herausholen, wenn jemand das anders sieht – genauso wenig wie die islamistisch geprägte Gegenseite, die den Hass wieder einmal in die ganze Welt hinaus trägt
    Wobei man ja auch immer noch unterscheiden muss: die leidende und jeder Unterstützung bedürfende Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen und in Israel (ja, die gibt es sowohl hier wie da) – und die Hardliner auf beiden Seiten, die Hass und Vernichtung als einzige Lösung sehen.

    Deshalb gilt meine Solidarität auch gleichermassen allen Juden und Palästinensern, die in Frieden miteinander leben wollen, ohne dass dabei Blut fliessen muss oder man sich gegenseitig totschlagen will… aber keinesfalls dem Staat Israel oder der Hamas und ähnlichen Organisationen. Und auch ganz bestimmt nicht denjenigen , die jetzt hier bei uns polarisieren wollen und ihre Position als die einzig richtige betrachten…

    Und deshalb bin ich auch nicht bereit, mich in eines der Lager ziehen zu lassen, die sich mehr und mehr in unserem Land auftun.
    Komme mir also keiner, der hier das „Recht auf Verteidigung“ einseitig in den Vordergrund stellen will. Nicht, solange dabei unschuldige Menschen auf beiden Seiten sterben oder deren Tod auch nur billigend in Kauf genommen wird…..


    In diesem Sinne:
    Habt dennoch einen angenehmen Tag und bleibt gesund und behütet
    – ein Wunsch der ausdrücklich auch allen Menschen in Gaza und Israel gilt. Wohl wissend, dass die jederzeit mit dem schlimmsten rechnen müssen und nichts dagegen tun können, solange die Falken auf beiden Seiten das sagen haben-
    Wir lesen uns :bye:

    Euer Wilhelm

    der bei aller Sympathie für das jüdische Volk und jüdisches Leben in unserem Land auch die andere Seite nicht vergessen kann


    -40-

  • Das Schweigen im Walde


    Guten Tag zusammen

    Im einem meiner letzten Beiträge klang sie ja schon an – und nebenan habe ich das Thema jetzt in einer Anwandlung von nostalgischen Gedanken noch ein wenig vertieft:

    Meine zunehmende Nachrichten-Allergie der letzten Wochen, ausgelöst durch all das, was da alltäglich auf mich einprasselt und einmal mehr zeigt, wie wenig Einfluss ich selbst darauf nehmen kann, ausser mit hilflosen Versuchen, so gut es geht zu ignorieren, was ich nicht mehr verarbeiten kann.

    Wobei ich „Kopf in den Sand“ nach wie vor nicht für eine gute Lösung halte, um damit umzugehen – und auch immer wieder den Impuls verspüre, dagegenzuhalten und zu thematisieren, was mich daran beschäftigt.
    Denn alles geht ja nun doch nicht an mir vorbei…

    Nur gelingen will mir das nicht so recht, das Wechselspiel von Überforderung (durch die schiere Masse an negativen Nachrichten) und dem Wust an negativen Gefühlen dazu so auszudrücken, dass es nicht nur zur reinen Polemik verkommt, zum einseitigen Herumdreschen auf der einen Partei eines Konfliktes oder politischen Spielchens und dabei den Anteil der anderen Partei übersehend.

    Das ist beispielsweise auch bezogen auf die bevorstehende Neugründung der Wagenknecht-Partei so, die neben dem willkommenen und begrüssenswerten Teil des Abziehens von Protestwählern aus dem kackblauen Lager aber gleichzeitig auch eine weitere Zersplitterung der Parteienlandschaft links der CXU und damit eine absehbare Schwächung des gesamten demokratisch-parlamentarische Systems bedeuten könnte – bis hin zu der Befürchtung, dass die Politik sich am Ende nur noch mehr mit sich selbst beschäftigen und konstruktive Regierungsarbeit noch weiter zur Nebensache verkommen würde.
    Ein Effekt, wie er sich ja auch schon deutlich an der Zerstrittenheit der Ampelkoalition zeigt und deren scheinbarer Unfähigkeit, schnell und effektiv auf aktuelle Themen zu reagieren…. auch das ein Thema, was es mir immer schwerer macht, in angemessener Form damit umzugehen

    Doch das will ich jetzt gar nicht weiter vertiefen, zumal dieses Thema in gewisser Weise hier nur als Beispiel dienen sollte, was es mir gerade so schwer macht, dazu eindeutige Standpunkte zu finden und dann auch noch auszudrücken.
    Denn vorher müsste ich mich ja auch erst mal zur Aufgabe meiner aus reinem Selbstschutz gewählten, weitgehenden Nachrichten-Abstinenz überwinden, um mich über das hinaus noch genauer über alles zu informieren, was bisher in Form der abendlichen Tagesschau und eines groben Überfliegens von Schlagzeilen nur in groben Bruchstücken bei mir ankommt und mit Sicherheit nur die Oberfläche von Informationen abbildet, unter der womöglich noch viele weitere Fakten verborgen sind, die das Gesamtbild etwas klarer erscheinen lassen würden.

    -_-_-_-

    Wie richtig das ist, wurde mir auch gestern Abend durch einen kurzen Dialog in einem Krimi nochmal deutlich, in dem es auch um die Art und Weise einer Entscheidungsfindung ging:

    …..
    Kommissarin:
    „Man hat immer noch die Wahl, sich richtig zu verhalten.
    Man hat sein eigenes Hirn, seine eigenen Werte,
    einen moralischen Kompass (…als Massstab für eine Entscheidung)“

    Ihr Gegenüber:
    „Was einem nichts hilft, wenn man nicht über die nötigen Informationen verfügt,
    die Lage richtig einzuschätzen“
    …..

    Kommissarin Lukas, Finale Entscheidung, ZDF am 28.10.2023

    Deshalb schweige ich zu diesen Thema gerade auch lieber, solange ich kein halbwegs komplettes Bild davon habe.
    Selbst wenn sich durchaus schon langsam eine Meinung dazu verfestigt….


    In diesem Sinne:
    Habt noch einen schönen Restsonntag, einen erholsamen Brückentag(?) und einen entspannten Reformationstag – und bleibt wie immer gesund und behütet!
    Wir lesen uns :bye:

    Euer Wilhelm

    der sich heute mal einen freien Tag von seinen anderen Projekten gönnt und nur aufs bloggen beschränkt….


    -39-

  • Andre, die das Land nicht so sehr liebten


    Guten Tag Euch Allen!

    Bei meiner „stillen Beschäftigung“ am Schreibtisch sind ja immer fünf Dinge nötig, damit ich mich gut konzentrieren und mein Werk gute Fortschritte machen kann:

    Ein gut funktionierender Computer, ein, besser: zwei Monitor(e),
    reichlich schwarzer Kaffee, genug Kippen und Musik!

    Wobei ich inzwischen alle Radioprogramme gar nicht mehr dafür nutze (Radio höre ich nur noch im Auto), weil mir das Gesabbel der Moderatoren und die seichte Musikprogramm nerven, sondern – entweder gezielt ausgewählt oder viel öfter per Zufalls-Playlist – das nutze, was mein Lieblings-Streaming-Dienst mir anbieten kann. Und tatsächlich scheinen mich die Algorithmen dieser Plattform inzwischen so gut zu kennen, dass die Zufalls-Listen meinen Musikgeschmack mit wenigen Ausreissern eigentlich immer sehr gut treffen, wie etwa auch in den letzten Tagen, wo ich mal wider verstärkt auf dem Liedermachertrip bin.

    So ist auch nicht weiter verwunderlich, dass auch dieser alte Bekannte irgendwann darauf auftauchte, an dem ich dann erst mal hängen geblieben bin:

    Zupfgeigenhansel – Andre, die das Land nicht so sehr liebten

    Zunächst mit dem Gedanken: „Ach schön, mal wieder Zupfgeigenhansel“ (darüber hatte ich vor einigen Wochen ja schon mal hier geschrieben) – und dann plötzlich mit der Frage im Hinterkopf, was die da eigentlich singen?
    Leider ist der Text in der Aufnahme ja nicht so sonderlich gut zu verstehen.
    Und ich gebe zu – obwohl ich Zupfgeigenhansel und auch dieses Lied schon sehr lange kenne -, dass mich der bisher auch nie wirklich interessiert hat, weil ich diesen Titel alleine schon wegen seiner Musik immer sehr mochte.

    Doch diesmal war das halt anders.

    Und so habe ich mich mal auf die Suche gemacht.
    Zuerst nach dem Text und, nachdem ich darin über diese Zeilen gestolpert war

    Keine Nacht hab‘ ich seither geschlafen
    Und es ist mir mehr als weh zumut –
    Viele Wochen sind seither verstrichen
    Alle Kraft ist längst aus mir gewichen
    Und ich fühl‘, dass ich daran verblut‘!

    Und doch müsst ich mich von hinnen heben –
    Sei’s auch nur zu bleiben, was ich war
    Nimmer kann ich, wo ich bin, gedeihen
    Draußen braucht ich wahrlich nicht zu schreien
    Denn mein leises Wort war immer wahr!

    deutschelyrik.de

    auch nach dem Autor, weil mich interessierte, warum er wohl diese Zeilen geschrieben hat?
    Denn nur aus Weltschmerz – so mein Gefühl – hatte der Autor, der östereichische Jude und Sozialdemokrat Theodor Kramer, seine Worte wohl nicht so gesetzt.
    Und mein Gefühl hat mich auch nicht getrogen, wie ein Zitat aus Biogaphie auf Wikipedia zeigt:

    Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde Kramer als Jude und Sozialdemokrat ein Arbeits- und Berufsverbot auferlegt. Sämtliche seiner Schriften kamen auf die Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Aufgrund dieser Situation und nach erfolglosen Bemühungen, das Land mit einer Ausreisegenehmigung zu verlassen, überlebte Kramer 1938 seine versuchte Selbsttötung.

    Denn dieser Text dürfte genau zu dieser Zeit entstanden sein, in Verzweiflung über eine ausweglose Situation und ohne Perspektive auf eine bessere Zukunft.

    Theodor Kramer. © Archiv der TKG

    Immerhin, einige Zeit später konnte Kramer dann doch noch nach England emigrieren und hat so Krieg und Holocaust überlebt… wenn wohl auch zeitlebens immer wieder von Zweifeln geplagt, ob die Flucht vor den Nazis der richtige Weg gewesen ist. (wie ich übereinstimmend in mehreren Quellen nachlesen konnte.)

    Womit sich für mich der Bogen dann plötzlich wieder bis ins heute spannt.
    Zum einen in Gedanken an die Menschen, die auch in unseren Tagen aus Angst um ihr Leben unfreiwlllig auf der Flucht sind – zum anderen aber auch bei mir selbst und der Frage, was ich wohl in der Situation gemacht hätte….

    Bleiben oder gehen?
    Ich weiss es nicht.
    Aber ich fürchte, die selben Zweifel wie Theodor Kramer würden mich wohl irgendwann auch plagen, wenn ich wirklich vor diese Frage gestellt würde….


    Dennoch:
    Habt alle ein feines Wochenende und bleibt gesund und behütet!
    Wir lesen uns :bye:

    Euer Wilhelm,

    gerade etwas nachdenklich….


    -38-

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