Gu ’nabend miteinander!
Meine letzten Tage waren ja von einer erhöhten Präsenz hinter den Kulissen geprägt, um – wie an anderer Stelle schon geschrieben – nicht hier an meiner Zweitwohnstätte den gleichen Schlendrian einkehren lassen wie nebenan, wo teils noch Provisorien aus der Entstehungszeit des Blogs vor drei Jahren existierten, die ich schon so aus dessen Vorgängerblog übernommen hatte.
Also Grund genug, das mal zu ändern und einmal richtig durchzufeudeln…
Wobei mir dann durch den Kopf ging, dass es mit dem Thema Ordnung ja doch eine komische Sache ist, die sich sich für mich im realen Leben ganz anders darstellt als in der Theorie…
Wem von uns wurde nicht schon in frühster Jugend eingebläut, dass „Ordnung das halbe Leben sei“ – im Stillen im Kopf immer mit einem Nachsatz ergänzt, dass die andere Hälfte dann wohl aus aufräumen bestünde ?
Jedenfalls waren dieser und ähnliche Merksätze für mich nie Ansporn, mich über rudimentäre Ansätze hinaus dem Thema zu widmen, zumal ich auch immer (noch) über ein ganz gutes (halb fotografisches?) Gedächtnis verfügt habe und deshalb zumindest meist auch wusste, wo in etwa ich etwas hingelegt hatte….. also auch nie allzu viel Zeit mit Suchen verschwenden musste.
Schwierig wurde es immer nur dann, wenn ich Dinge so weg gelegt hatte, dass ich sie „garantiert“ wiederfinde, wenn ich sie brauche. Dann war oft „Holland in Not“, weil ich zwar genau wusste, wie das Teil aussieht, was ich brauche, aber nicht mehr, wo ich es voller guter Vorsätze deponiert hatte – abweichend von meinen üblichen Häufchenprinzip, was ich auch heute noch hege und pflege.
Schliesslich braucht das Durchforsten eines chaotisch wirkenden Papierstapels oder einer rummeligen Schublade allenfalls ein paar Minuten, aber das Absuchen der ganzen Wohnung wegen eines „gut weg gelegten“ Werkzeuges , eines vermeintlich ordentlich abgehefteten Rentenbescheides oder eines sehr speziellen Ladegerätes hat auch gelegentlich schon ganze Tage verschlungen, ohne von Erfolg gekrönt zu sein. Wie das halt so ist im Leben….
Weshalb jetzt mancher Ordnungsfanatiker einwerfen mag, dass ich mir solche ewig langen Such-Expeditionen ja leicht hätte sparen können, wenn ich mal von Anfang an auf die Hinweise mancher Lehrer, Ausbilder oder anderweitig wohlmeinenden Menschen gehört hätte…
Und mag auch sein, das eben jener Mensch damit durchaus Recht haben könnte – wobei ich zugeben muss, dass ich nicht den Ehrgeiz habe, das auf meine alten Tage noch auszuprobieren. Obwohl es durchaus Sinn machen könnte, wenn ich mal an so manche meiner dementen Kunden denke und daran, wie verzweifelt die mitunter waren, wenn sich irgendwas nicht am gewohnten Ort befand.
Aber vielleicht ist auch einfach mein Leidensdruck noch nicht gross genug?
-_-_-_-
Immerhin – ein paar Bereiche gibt es (gab es) doch, in denen ich sogar fast zwanghaft pedantisch bin:
So brauche z.B. immer einen aufgeräumten Arbeitsplatz, bevor ich mit einer Aufgabe beginne. Egal ob das früher im Job war oder heute, wenn ich was koche, schraube oder bastele. Das gehört für mich zwingend zur Arbeitsvorbereitung dazu und artet unweigerlich in Stress aus, wenn es mal nicht so ist. Egal, wie es drumherum aussieht. Und wie ich ihn vorfinden möchte, so wird er auch verlassen…
Da hatte einer meiner Lehrer dann also doch Erfolg mit seiner Ansage, dass aus dem Chaos heraus keine qualitativ gute Arbeit entstehen kann..
Und das gleiche gilt auch für alle Computer, an denen ich regelmässig werkele. Da habe ich ganz feste Vorsätze und Regeln, wo was und wie gespeichert wird und kann fuchteufelswild werden, wenn mir jemand meine geheiligte Ordnung durcheinanderbringt.
Was zum Glück aber schon seit Jahren nicht mehr nötig war, weil jeder von uns seine eigene Rechenkiste hat und daran nach seinen Vorstellungen schaltet und waltet. Mal abgesehen von ganz wenigen administrativen Dingen, zu deren Erledigung ich gelegentlich am Rechner meiner Liebsten sitze…. alles ignorierend, was nichts mit meinem „Job“ zu tun hat.
So gesehen war der Schlendrian im Blog nebenan also eigentlich die Ausnahme von der Regel und wohl auch von der Unlust geprägt, die sich in der Schlussphase jedes Umzuges einstellt, wenn das Gröbste geschafft ist.
Dann bleibt bekanntlich immer was „für später“ übrig – und das ist im virtuellen Leben auch nichts anders als im realen. Genau wie die Tatsache, dass derartige Provisorien oft solange bleiben, bis man das nächste mal umzieht und dabei feststellt, dass im Keller/auf dem Dachboden/unter dem Bett plötzlich Kartons mit Dingen auftauchen, die dort schon seit dem letzten Umzug stehen und deren Inhalt man nie vermisst hat. Genauso wenig wie die Fussleisten, die man nach dem Tapezieren nicht gleich wieder angenagelt hat…
Insofern war das Projekt „Zweitblog“ also jetzt mal ein guter Anlass, nicht nur hier von Anfang an „alles besser zu machen“ sondern im Nebeneffekt auch gleich im alten Blog mit zu renovieren.
Wobei sich auch auszahlt, dass unsere Blogs alle auf dem gleichen selbst erstellten Baukasten beruhen und entsprechende Lösungen per Copy&Paste spielend leicht zu übertragen sind. Auch das wohl ein Produkt meiner Computerpedanterie… nachdem ich gelernt habe, dass es auch in solchen Dingen nicht lohnt, jedes mal das Rad neu zu erfinden, wenn es anderswo schon schon lange problemlos im Einsatz ist und allenfalls kleine Verbesserungen nötig sind.
-_-_-_-
Aber ich schweife ab.
Denn hier war ja Ordnung das Thema.
Und das handhabt wohl jeder für sich so, wie es seinem Gusto entspricht.
Deshalb finde ich auch, man sollte es dabei belassen, das jeder es so macht, wie es für ihn schon rein gefühlsmässig am Besten ist:
Sowohl wenn jemand seine Bleistifte rechtwinklig zur Schreibtischkante ausrichtet haben möchte, als auch, wenn jemand anders sie kreuz und quer rumfliegen lässt oder bestenfalls in einer gebrauchten Kaffeetasse hortet.
Entscheidend ist ja sowieso immer, was am Ende hinten raus kommt.
Und solange das stimmt, muss man da auch nicht päpstlicher sein als der Papst.
Egal, was sich hinter den Kulissen abspielt….
Habt also einen aufgeräumten und entspannenden Abend in der Form, wie ihr es für richtig haltet – und bleibt auch über die Nacht gesund und behütet!
Wir lesen uns
Euer Wilhelm,
Dessen Ordnungsfimmel sich leider nicht auch auf seinen realen Schreibtisch überträgt…..
(aber den sieht ja auch keiner)
-7-