Hallo am Sonntagmorgen!
Zum Glück lange her, dass mir eine Aufforderung wie in der Überschrift kalte Schauer über den Rücken oder Schweissperlen auf die Stirn getrieben hat.
Meist klang das dann so:
„Aufsatzhefte raus – wir schreiben heute über…..“
Herr P aus B zu seiner Klasse irgendwann um 1970 herum
Waren es doch damals, zu Schulzeiten immer die Aufsätze, die mir am Schwersten gefallen sind, weil ich meine Worte nicht so richtig zusammenbringen konnte oder nicht „zum Kern der Sache“ kam (meinte jedenfalls besagter Herr P., oft auch noch garniert mit dem Nachsatz „soweit ich das Geschmiere überhaupt lesen konnte“ ).
Und später, während meiner Ausbildung war es auch meistens meine Sauklaue, die andere kaum lesen konnten und deshalb immer wieder Anlass zur Kritik gab – was noch später, im Berufsleben dazu führte, dass ich bei allem, was zu verschriftlichen war (Pflegeberichte etwa) um jedes Wort gerungen habe, das ich nicht zu Papier bringen musste. Aber zum Glück waren da ja andere Qualitäten gefragt als eine saubere Handschrift…
Und heute?
Ist es genau das Gegenteil geworden, wenn ich so über die letzten Jahre meine Bloggerlebens zurück blicke.
Denn es macht mir inzwischen wirklich Spass, meine Gedanken in Geschriebenes und damit in Bits und Bytes zu verwandeln und mich über alles mögliche auszulassen, was mich als Thema reizt oder ich für wichtig genug halte, um es mit Anderen, also mit Euch – meinen Lesern – zu teilen.
Weil ich Freude daran gefunden habe und weil es ein sehr angenehmer Zeitvertreib ist.
So sind Aufsätze (und was sind Blogbeiträge anderes?) schlussendlich doch noch zu einer meiner liebsten Beschäftigungen geworden.
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Was ein Unterschied zu den Zeiten, als Schulaufsätze eine mehr als lästige Pflicht waren, immer Gefahr laufend, der pädagogisch (?) fundierten Kritik gewisser Leehrkörper ausgesetzt zu sein und schlimmstenfalls vor der versammelten Klasse als abschreckendes Beispiel herhalten zu müssen, wie man es nicht machen sollte. Und was ein Unterschied zu Zeiten, als es noch meine Handschrift war, die keiner Norm entsprechen wollte und mich im schriftlichen Ausdruck zu einem wortkargen Menschen machte…
Immerhin:
Nicht mehr mit der Hand schreiben zu müssen hat da Einiges für mich erleichtert, auch wenn es (zumindest beruflich) meist noch die Ausnahme blieb und üblicherweise trotzdem Kuli und Papier herhalten mussten.
Aber privat habe ich diese Dinge wirklich nur noch selten benutzt (inzwischen überhaupt nicht mehr) und selbst Liebesbriefe lieber getippt, wenns möglich war. Anfangs noch auf einer Schreibmaschine, später dann am Computer, den ich schon deswegen deswegen heiss und innig liebte.
Unromantisch, ich weis, ab was will man machen, wenn die eigene Klaue einen gleich als „unordentlichen Menschen“ entlarvt?
Und damit wurde ich im Lauf der Zeit auch freier, was andere Formen des schriftlichen Ausdrucks anging, bis hin dazu, dass ich mir heute gar nicht mehr vorstellen mag, nichts schreiben, nichts aufschreiben zu können.
Denn – auch das ist eine Erkenntnis der letzten Jahre – beim Schreiben gelingt es mir am Besten, meine Gedanken zu sortieren und so auszudrücken, dass ein „Ganzes“ daraus wird und sie auch als Grundlage für einen Austausch darüber taugen.
Wobei dennoch viel Unsortiertes bleibt, was nur für mich und nicht für andere bestimmt ist. Mein Rechner ist voll von solchen Dateileichen.
Aber das kennt ihr ja vielleicht auch?
Deswegen wurde im Lauf der Zeit aus dem genervten „ich muss“ ein freudiges „ich will“ und aus dem abwehrenden „och, nicht schon wieder!“ aus Schul- und Berufszeiten ein lustvolles „was schreibe ich denn jetzt mal?“, wie es jetzt eben auch oft Triebfeder für meine bloggenden Aktivitäten ist… jedenfalls solange ich was zu erzählen habe, was auch für meine Leser interessant sein könnte.
Aber es hätte eben auch anders kommen können, wenn
nicht schlaue Menschen die Tastatur erfunden hätten. Ich mag es mir gar nicht vorstellen….
Jedenfalls hatte mein hitlerjugendgestählter Lehrer P. (worauf er auch sehr stolz war) wohl völlig unrecht, als er mich nur auf meine ungelenke Handschrift reduzierte und daraus vor versammelter Klasse abzuleiten meinte, dass aus mir „Deppen wohl nie was ordentliches werden kann“.
Das nehme ich ihm heute noch übel….
Auch, wenn er damit ungewollt sicher einen der Grundsteine dafür gelegt hat, dass ich den ganzen braunen Rotz nicht leiden kann.
Und dafür bin ich ihm fast schon wieder dankbar.
Habt allesamt einen feinen und sonnigen Sonntag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns
Euer Wilhelm,
der sich angesichts des schönen Wetters heute einfach mal auf eine feine kleine Rollertour freut….
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