Der Wilhelm

– tageweise unsortiertes –

„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“

Søren Kierkegaard



  • Weiter im Text? – Natürlich: Weiter im Text!


    Ein fröhliches Hallo in die Runde!

    Ja, ich bin noch da – und ich werde auch bleiben.

    Das ist schon mal sicher, auch wenn ich mit meinen Gedankenspielen aus dem letzten Beitrag noch nicht ganz fertig bin. Aber immerhin hat meine kleine Klausur mich schon zu der Erkenntnis geführt, dass ich schon aus Gründen meiner eigenen Psychohygiene nicht aufs Schreiben verzichten will und auf den Gedankenaustausch, der sich darüber – zumindest gelegentlich – ergibt. Denn ein Ventil braucht der Mensch ja schliesslich.
    Frei nach Loriot also:

    „Ein Leben ohne Bloggen ist zwar möglich, aber (für mich) auch ziemlich sinnlos“

    Zumal es mir gestern Morgen, also am „Tag danach“ auch schon wieder in den Fingern juckte angesichts der schrägen Nummer, die von der EU-Kommission in Tunesien abgezogen wurde, nachdem das EU-Parlament gerade ein paar Tage vorher eine Resolution zum Thema Seenotrettung verabschiedet hatte, die eigentlich auf eine andere Lösung hoffen liess als eine noch strenge Abschottung, wie sie sich im Deal mit den Tunesiern jetzt wieder abzeichnet….

    -_-_-_-

    Was jetzt allerdings nicht bedeutet, dass ich mit meiner Blogpause schon durch bin, auch wenn ich ein paar Dinge inzwischen etwas klarer sehe:

    Schliesslich – so habe ich dann weiter überlegt – ginge die Welt nun auch nicht unter, wenn ich mir den Beitrag darüber verkneife und ich mich erst mal weiter den Fragen widme, die Anlass für meine Blogpause waren und damit insbesondere der Unzufriedenheit mit meinen eigenen Ergüssen in diesem Blog, von denen mir viele in der Rückschau überflüssig und unnötig erscheinen, wenn ich sie an den Intentionen messe, die gerade für mich immer mehr in den Vordergrund treten.

    Kurz gesagt also: Zu viel Blabla, zu viel Kopf-in-den-Sand, zu viel Zeitstaubsauger und zu wenig Substanz – und damit genau das, was ich derweilen an einigen Blogs nicht mehr gut finde, die über lange Zeit Bestandteil meiner täglichen Blogrunden waren – selbst wenn manches davon auch ganz amüsant zu lesen gewesen sein mag.

    Also Zeit, mal einige alte Zöpfe abzuschneiden, die ich für mich nicht mehr angemessen finde, sowohl in meinem eigenen Blog, als auch was meine Lesegewohnheiten anderwärts angeht.
    Und ein guter Anlass, meine Leseliste mal um das auszudünnen, was mir schon länger nicht mehr so recht gefallen will.
    Zumal es inzwischen auch ein paar neu entdeckte Blogs gibt, die meinen Lesewünschen mehr entsprechen und mir auch ein wenig zeigen, wo es für mich selbst in Zukunft hin gehen könnte:

    Weg von der Quantität täglicher Postings, hin zu längeren, durchdachteren Beiträgen in niedrigerer Frequenz, die durchaus nicht immer bierernst sein müssen, sich aber trotzdem mit komplexeren Gedanken (zum Zeitgeschen, zu Politik und gesellschaftlichen Themen) beschäftigen sollen , ggf. auch aufgeteilt auf mehrere Folgen, um auch mal in Ruhe verschiedene Aspekte eines Themas zu beleuchten, ohne (wie ich es bisher gemacht habe) zuviel in einen Beitrag packen zu wollen….aufgelockert (wie bisher) mit Betrachtungen zu Zitaten oder Bildern und wahrscheinlich auch Buchvorstellungen und (vielleicht) auch weiter mit Beiträgen zu meiner Lieblingsmusik.

    Damit würde beinahe zwangsläufig auch einiges wegfallen, was bisher hier zu lesen war und mir jetzt zum Dorn im Auge geworden ist. Darunter vermutlich auch vieles, was sich grob unter dem Thema „Tagebuch“ zusammenfassen lässt oder im Zusammenhang mit rein „technischen“ Spielereien steht, wie etwa meine Computer- oder Rollerbasteleien.
    Und ja, das ist tatsächlich etwas, was ich gerade gut loslassen kann….bzw. was möglicherweise einen neuen Rahmen in anderer Umgebung bekommen könnte.
    Je nachdem, wie ich in ein paar Tagen darüber denke

    Weniger Blabla also, und auch Entschleunigung in der Form, dass ich mir mehr Zeit lassen möchte, um mein Geschreibsel nochmal zu überschlafen und überdenken zu können, bevor ich es online stelle.
    Schliesslich muss es ja nicht immer tagesaktuell sein – und ausserdem passiert es mir immer wieder, dass mir nach der Veröffentlichung erst auffällt, was ich besser hätte formulieren können oder welche Teilaspekte auch noch relevant gewesen wären…. mal ganz abgesehen von den vielen Vertippselungen, die ich oft genug nachbessern muss…(**winkewinke zu Clara, meiner liebsten Lektorin**)

    Somit wäre also zumindest schon mal grob umrissen, wie ich mir das inhaltliche „Weiter“ gerade vorstelle… wenn auch noch nicht alle Klarheiten bis ins letzte Detail beseitigt sind.

    -_-_-_-

    Bleibt aber noch ein Aspekt, den ich momentan noch deutlich unschärfer sehe:

    Ob ich mit dem neuen inhaltlichen Konzept diesen Blog hier weiter nutze, zu dem ich (wie neulich schon angemerkt) ein zunehmend zwiespältiges Verhältnis entwickele, oder ob ich nicht lieber doch einen neuen Rahmen drum herum hätte, also quasi nochmal auf einer neuen Domain mit leeren Seiten neu anfange?

    Nicht, dass ich mich für irgendwas schämen würde, was ich in der Vergangenheit geschrieben habe, sondern um auch für mich selbst eine klare Grenze zu ziehen zwischen dem „Bisher“ und dem was jetzt meine neue Zielrichtung werden soll.

    Wobei – ich gebe es zu – für das Spielkind in mir auch ein wenig der Gedanke mitspielt, mal wieder ein bisschen Tapetenbastelei betreiben zu können B-)

    Zumal es dafür auch ganz praktische Aspekte gäbe, die mir ermöglichen würden, dem ganzen auch durch die äussere Form eine klarere Struktur zu geben – etwa durch Wegfall der dann überflüssigen Kategorien, von denen es in diesem Blog hier (der nebenbei in reduzierter Form als reines Tagebuch für die üblichen Alltäglichkeiten weiterlaufen könnte??) inzwischen einen wahren Wildwuchs gibt, nachdem ich im Lauf der Zeit immer wieder neue hinzugefügt habe, um zumindest ansatzweise ein Ordnungs-System zu haben und den Überblick zu behalten.

    -_-_-_-

    Aber gut:
    Die Form-Frage ist im Grunde eigentlich nur noch ein Nebenschauplatz, den ich auch später noch entscheiden kann.
    Zumal mein Entscheidungsprozess ja noch nicht abgeschlossen ist und ich eigentlich auch noch nicht die Absicht habe meine Blogpause ganz abzubrechen, auch wenn ich Euch jetzt hier einen kurzen Zwischenstand gegeben habe.

    Also Schaunmermal…..


    Womit auf jeden Fall klar ist:
    Wir lesen uns weiter – so oder so :bye:

    Euer Wilhelm,

    der jetzt wieder in tiefes Denken verfällt…. und Euch auch heute das wünscht, was er Euch immer wünscht:

    Bleibt gesund und behütet!


    -2-

  • Entweder – Oder?


    „Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes; meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der: thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“

    Aus: „Entweder-Oder“ von Søren Kierkegaard

    Guten Tag am Beginn einer neuen Woche!

    Geht Euch das nicht auch manchmal so?
    Man hat im Leben oder bei einer Aufgabe einen Punkt erreicht, an dem man sich fragt, wie es nun wohl weitergehen soll, sieht zwei, vielleicht auch drei oder vier mögliche Wege für den nächsten Schritt und kann sich nicht so recht entscheiden, in welche Richtung man nun weitergehen will.
    Weil jeder dieser Wege zwar nicht falsch wäre, aber dennoch unweigerlich an einen Punkt zu führen scheint, wo man zu zweifeln beginnt, ob eine andere Richtung nicht doch die bessere gewesen wäre?

    -_-_-_-

    Genau an diesem Punkt scheine ich gerade angekommen zu sein und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Darunter auch in der Frage, wie es nun weitergehen soll mit diesem Blog, zu dem ich gerade mehr und mehr zwiespältige Gefühle entwickele:

    • Einerseits habe ich zwar den Eindruck, es liefe gerade ganz gut damit:
      Denn ich habe genug Themen und Ideen, um ihn eine ganze Zeitlang mit weiteren Inhalten füllen zu können und ich habe eine kleine, feine Runde von Menschen, die mein Geschreibsel regelmässig lesen und sogar gelegentlich darauf reagieren. Was mich auch durchaus zufrieden stimmt, selbst wenn ich mir manchmal wünschen würde, mehr Resonanz, mehr Diskussion und mehr Widerhall zu finden – etwa, was die politischen Themen angeht, die immer wieder hier einfliessen.
      Und mal abgesehen von diesen kleinen Wermuthstropfen ist da natürlich auch der Spass, den ich am Schreiben und am Formulieren habe – und daran, an neuen Themen, Inhalten und auch am „Aussenrum“ herumzutüfteln.

    • Andererseits aber kann ich mich auch des Eindruckes nicht erwehren, dass es genau das ist, was gerade mehr und mehr zum Selbstzweck wird, so dass ich mich immer weiter von der Intention entferne, die ich ursprünglich mal damit verbunden habe. Denn viel mehr als ein reiner Zeitvertreib und eine Plattform für meine Eindrücke und Gedanken sollte dieser Blog eigentlich nie werden – mit kleinen Anekdoten aus meinem Leben, mit Themen wie Literatur und Musik, mit meist leicht verdaulicher Kost für jedermann.
      Halt so, wie viele andere Blogger es auch machen und wie es vom Kern her vielleicht auch gar nicht so verkehrt ist.

      Doch wie es scheint, deckt sich diese Intention in vielen Punkten kaum noch mit dem, was zur gleichen Zeit in meinem Kopf abläuft:
      Mit meinem Unverständnis für die vielen Blabla-Themen, die mir auf meinen Blogrunden begegnen, mit dem bewussten Ausblenden, der allgemeinen Ignoranz und dem Schulterzucken, was den Krieg auf unserem Kontinent, die uns alle schon betreffende Klima-Katastrophe und auch das inzwischen sehr bedrohliche Erstarken der Kackblauen Truppe (und noch mit vielen Themen mehr) angeht, die selbst mir als staatlich geprüftem Pazifisten buchstäblich das Messer in der Tasche aufklappen lassen…. und förmlich danach schreien, sie wieder und wieder zu thematisieren.

    Was für mich inzwischen die Frage aufwirft, ob es das noch ist, was ich will?
    Weitermachen wie bisher?
    Oder ob sich nicht, wenn auch unter anderen Vorzeichen, gerade genau das wieder einstellt, was mich vor einigen Jahren schon bewogen hat, den meissten anderen sozialen Plattformen konsequent den Rücken zu kehren: Leben in einer Blase, in der ich mich zunehmend unwohl fühle – und die ich durch meine eigenen Aktivitäten noch zusätzlich mit Leben fülle?

    Womit auch die Optionen ins Spiel kommen, mit denen ich mich gedanklich gerade beschäftige:

    • Weitermachen wie bisher?
      Was bedeuten würde, meiner zunehmenden Unzufriedenheit irgend wie Herr zu werden zu müssen? Und mich damit mehr und mehr verbiegen, weil das immer weniger „meins“ ist?

    • Oder umschwenken (was ich ja im Ansatz schon vollzogen habe) auf eine andere, noch ernsthaftere und noch politischer werdende Linie?
      Was möglicherweise damit verbunden wäre, dass ich wohl noch einige treue Leser mehr verprellen würde, weil ich selbst merke, dass ich in meinem Tonfall darüber zunehmend bittererer („ätzend“ nannte meine Liebste das neulich) und der allgemeinen Ignoranz anderswo gegenüber immer unleidlicher werde.

    • Oder „mit den Wölfen heulen“ und mich in Zukunft genau dieser Themen zu enthalten?
      Was ich – ganz ehrlich – nicht will und mir auch nicht vorstellen kann. Weil ich es wichtig finde, wenigstens noch über das schreiben zu können, an dem ich auf andere Art nichts ändern kann. Weil ich inzwischen zu alt und auch zu krank bin, mich mit auf die Strasse zu kleben oder an grossen Demos teilzunehmen.
      Und weil ich die Hoffnung auch (noch) nicht aufgeben mag, damit vielleicht den einen oder anderen zufällig hier vorbeikommenden doch noch ein wenig aufrütteln zu können...

    • Oder, den Gedanken mal etwas radikaler zu Ende gedacht – einen Schlusstrich für mich zu ziehen und mich ganz aus dieser Blase zu verabschieden?
      Schliesslich wären es nur ein paar Klicks, um diesen Blog dicht zu machen – und es wäre auch kein Beinbruch, wenn ich meine Blogrunden aufgebe und mir (was ich gerade auch in Frage stelle) womöglich ein ganz anderes Umfeld im Netz zu suchen…. abseits der Blase. Wenn überhaupt.
      Denn wenn ich die Probleme in dieser selbstgemachten Parallelwelt nicht mehr sehe (nicht mehr sehen will), was gehen sie mich dann noch an?

    Und damit wären wir bei dem Zitat, was ich diesem Beitrag voran gestellt habe:
    Und letztendlich erscheint mir keine dieser Optionen – auf längere Sicht – wirklich ideal zu sein, weil am Ende vermutlich immer genau das stehen wird, was Kierkegaard zu seinem klugen Fazit führt:

    „Es wird mich verdriessen“…..

    Verdriessen wohl schon deshalb, weil damit immer auch die Frage im Raum stehen bliebe, ob nicht am Ende ein anderer Weg doch derjenige gewesen wäre, mit dem ich mich etwas wohler fühlen würde.
    Und auch, weil sich dann womöglich (je nach gewählter Option) ein Gefühl des Versagens einstellen könnte – gegenüber meinen eigenen Ansprüchen an mich selbst.

    Womit zumindest zwei der Optionen für mich momentan eher nicht in der engeren Auswahl (aber auch noch nicht so ganz ausgeschlossen) sind – die beiden letzten:
    Mit den Wölfen heulen konnte ich noch nie und ganz auf ein schreibendes Ventil zu verzichten ist für mich auch nicht so richtig vorstellbar. Mal abgesehen davon, dass es in Bloggersdorf auch eiinige Menschen gibt, die ich sehr schätze und mit denn ich gerne weiter in Kontakt bleiben würde.
    Bleibt also eher die Frage der Form, wie sie in den ersten beiden Optionen angeschnitten ist – und auch die Frage, ob der Rahmen dieses Blogs dafür noch taugt oder ob ich ggf. nochmal einen Neustart wage?

    Darüber werde ich mir nun Gedanken machen und am Ende eine Entscheidung treffen müssen.
    So oder so und auch immer unter dem Aspekt, was mich am Ende am wenigsten „verdriessen“ wird…. und das wird ganz sicher keine Entscheidung sein, die ich so einfach „übers Knie brechen“ werde.

    Weshalb ich jetzt erst einmal eine Option wählen werde, die oben noch nicht auf meiner Liste stand:

    • Vielleicht wäre aber auch eine Pause das Beste, ein Zurücktreten und von Aussen betrachten?
      Weil sie mich gerade am wenigsten unter Druck setzt und mir Zeit gibt, nochmal zu überschlafen und in Ruhe abzuwägen, wo meine Reise weiter hingeht, weiter hingehen soll – bezogen auf diesen Blog.

    Und deshalb wird es hier in den nächsten Tagen (und Wochen?) sehr ruhig werden und allenfalls (vielleicht – wenn überhaupt? ) nochmal die eine oder andere unverfängliche Buchvorstellung zu lesen geben.
    Je nachdem, ob mir gerade danach ist oder nicht.
    Was auch beeinhaltet, dass ich auch meine Blogrunden weitgehend pausiere und (bis auf wenige Ausnahmen) vorerst auf Kommentare an anderer Stelle verzichte. Vielleicht für eine Woche, vielleicht aber auch länger , vielleicht auch…., na, mal sehen….


    Eine Anmerkung noch, falls nun jemand auf meine Gedanken etwas erwidern möchte:
    Selbstverständlich ist hier niemand eine Rechtfertigung schuldig, weil er die Dinge anders sieht als ich
    und sein Leben (oder seinen Blog) ganz anders gestaltet als ich.
    Denn jeder Mensch ist frei sich zu entscheiden:

    Entweder – Oder?

    Und damit ist für jeden auch richtig, dass er den Weg geht, den er geht….
    …. genauso wie mein Weg sich richtig für mich anfühlen soll.


    Bleibt also einstweilen noch, Euch allen eine angenehme Zeit zu wünschen und wie immer, dass ihr der derweilen gesund und behütet bleibt. :bye:

    Euer Wilhelm,

    der sich jetzt erst mal anderen Dingen zuwendet….. und ganz profan entscheiden muss, ob er nun zuerst die Küche aufräumt oder die Betten macht :scratch:


    -1-

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